Was einigen von Euch bekannt ist: nach der Mailänder Messe 2009 kaufte ich mir eine neue Multistrada 1200 S bei einem Händler nahe Wr. Neustadt. Im Frühjahr nach dem 1000 km-Garantie-Service machte ich zwei Ausfahrten. Beim Kilometerstand von ca. 2000 km stürzte ich bei ca. 80-100 km/h in einer Linkskurve. Grund dafür war der Kühlerschlauch, der sich vom Wasserpumpenstutzen samt Schlauchschelle löste. Das Kühlwasser ergoß sich auf Fahrbahn und Reifen. Ich krachte liegend samt Motorrad in die Leitplanke und wurde von der Ducati zurück auf die Fahrbahn katapultiert. Fazit:    die Multistrada Totalschaden, nicht mehr zu gebrauchen, zum Glück nur Prellungen, Abschürfungen und große Hämatome am inneren Oberschenkel aber keine ernsten Verletzungen. Fehler: aber nicht gleich, wie üblich, ins Spital fahren lassen.

Polizei und Feuerwehr verständigt, Unfall aufgenommen, von der Polizei wurde auch der abgegangene Kühlerschlauch fotografiert. Freund angerufen wegen Wrack holen, danach den Händler informiert, wobei der Werkstattleiter sagte, wir sollen das Wrack der Ducati zu seiner Firma bringen, was auch so gemacht wurde. Dort angekommen, wurde die kaputte Multistrada auf eine Palette gelegt und diese in einen Abstellraum verfrachtet. Nach meiner Schilderung des Unfallherganges sein Kommentar: „das kann lange dauern“! Nach einigen Tagen kam ein Sachverständiger, untersuchte in Anwesenheit des Händlers das Wrack und stellte fest, daß der Wasserschlauch samt Schlauchschelle sich auf den Wasserpumpenstutzen schieben läßt und dieser erst bei 2 ½ Umdrehungen der Schlauchschellenschraube wieder festen Sitz hatte. Dieser Firma war das egal, also kam es zum Rechtsstreit. Ich nehme an, daß alle Händler und Mechaniker durch Schulungen, Händlertagungen etc. auch einer gewissen Qualitätskontrolle unterliegen. Was meint Ihr ist ein Garantie-Service wert (2 Jahre Garantie), wenn so ein Händler (Mechaniker) in einem Protokoll aussagte: „Nach der vom Hersteller ausgegebenen Installationsanleitung sind beim 1000 km-Service lediglich ein paar Schrauben nachzuziehen, nicht aber die Schraube des Schlauchbinders“ (ein Schlauchbinder hat übrigens keine Schraube). Eine weitere Aussage: „..der Wasserschlauch könne sich selbst dann nicht lösen, wenn gar kein „Schlauchbinder“ montiert wäre“. Bei einer Befundaufnahme und Fahrzeugbesichtigung am 02.03.2011 beim Händler hat er, sein Sachverständiger sowie anwesende Rechtsanwälte u.a. bei einem Testmotorrad mit ansehen müssen, wie der Wasserschlauch samt gelockerter Schlauchschelle bei ca. 65° Wassertemperatur mit einem Knall von der Wasserpumpe sprang. Die Schlauchschelle flog dabei auch noch einige Meter durch die Luft. Dies zur Kompetenz von dem „Händler Ihres Vertrauens“ (Reitwagen). Er  wurde vom Obersten Gerichtshof verurteilt, mir eine neue Ducati Multistrada 1200 S binnen 14 Tagen auszuhändigen, sonst Exekution. Was macht man heutzutage als GmbH mit so einem Urteil ? Umgehend kam ein Schreiben „zahlungsunfähig“. Zahlungen an Lieferanten eingestellt, Sanierungsverfahren läuft.

Was wiederum bedeutete:
das Urteil des OGH ab in das Altpapier, weil nun nutz- und bedeutungslos !
Eine neue Multistrada – Fehlanzeige !
Also einfach nur „Pech gehabt“, es hätte ja schlimmer kommen können !Ich entschied mich nach dieser Geschichte den Importeur zu informieren, dieser antwortete prompt ! Er  wies mich gleich darauf hin, daß ich nicht gegen ihn oder DUCATI einen Rechtsstreit geführt habe, was ja auch so war. Weiteres Zitat: „die Tatsache, daß ein „Händler“ in Problemen ist, ist aber auch für uns nachteilig“. Es wird bestätigt, daß Ducati angeblich bereits vollumfassend über den Vorgang informiert ist. Der Importeur bedauert meinen erlittenen Schaden.
Apropos Bedauern:
1) Bedauerlicherweise mußte ich viele Monate für die Multistrada arbeiten, jede Menge Zeit vergeuden und über 3 Jahre auf das endgültige Urteil des Obersten Gerichtshofes warten.
2) Ein bedauerliches Urteil nicht für die GmbH, die dabei saniert wurde, sondern für die Geschädigten, Lieferanten und anderen Gläubiger.
3) Es ist sehr bedauerlich, wie man bei diesem Händler als Käufer nach so einem Unfall, „der auch fatal hätte enden können“, behandelt wurde und er sich auch noch wunderte, daß man gegen ihn strafrechtlich vorgeht, obwohl er natürlich für mich als Käufer des Motorrades der 1. Ansprechpartner war !!
4) DUCATI voll informiert (nicht aus meiner Sichtweise), wird vielleicht irgendwann oder auch nicht, ebenfalls das Bedauern aussprechen.
5) Ich bedauere, wegen all dieser Umstände, mich für diese Motorradmarke entschieden zu haben. Mein Multistrada-Wrack habe ich mir am 04. Dezember 2013 abholen dürfen ! (Grazie)Zum Thema Garantie noch ein kleines Beispiel, das euch sicher irgendwie bekannt vorkommt:
Jedes neue Gerät, daß in der Garantiezeit „kaputt“ geht, sei es nur eine Waschmaschine, wird vom Hersteller meist anstandslos ersetzt oder zumindest repariert. Natürlich gibt es keine Garantie, wenn man fahrlässig ….blablabla. Danach vergißt man dieses Gerät für die nächsten 10 Jahre einfach, das Teil läuft und läuft.
Bei neuen Motorrädern ist das etwas anders!
Bei lächerlichen 1000 km das 1. Garantie-Service, d. h. Ölwechsel, ein wenig gucken, Schrauberl da, Schrauberl dort, Luftdruck kontrollieren, vielleicht noch Kette schmieren, Kastl anhängen fertig – Arbeitszeit etwa 1 Stunde inkl. Kaffeepause – ca 300 Euro und tschüß.
Danach kommen, „wie das Amen im Gebet“, die ersten Rückrufaktionen, z.B. Bremsleitungen, falsch verlegte Kabel usw.
Anmerkung: in den neuen Hochglanzprospekten ähneln die meisten Bikes eher einem Cyklopen als einem Motorrad „Ein Hoch den Designern“. Wir „Gruftis“ verstehen das halt nicht und wollen so etwas nicht so gerne kaufen. Also entwirft man jetzt vermehrt „Retro-Krücken“. 70 % davon verdienen diesen Namen wirklich. Die Neue kann natürlich alles besser, sie wurde zigtausende Kilometer unter härtesten Bedingungen getestet ! Alle Komponenten wurden penibel aufeinander abgestimmt usw. heißt es.
Nach der Auslieferung sind dann aber nach wenigen „soft“ gefahrenen Kilometern die ersten Rückrufaktionen fällig.
Nach gut 100 Jahren Motorradbau müßte es doch möglich sein, ein Bike nicht nur „billig“, sondern auch ordentlich und fehlerfrei zu bauen.
Bei einer mickrig gefahrenen Strecke von 10 – 15.000 km zum nächsten Garantie-Service, d.h. wieder Ölwechsel, ein wenig gucken, Schrauberl da, Schrauberl dort, ca. 600 Euro, fertig. So geht das alle 10 – 15.000 km. Wie funktioniert das bei einem neuen Auto ? Das 1. Garantie-Service bei 30 – 50.000 km, Service-Kosten ca. 300 Euro, das war’s.

Etwa 90 % aller Bikes werden über den Winter stillgelegt. Bei tausenden neuen Motorrädern ist das eine unvorstellbare Menge Zeit, die vergeht, ohne daß ein Garantiefall eintreten würde, die Garantiezeit läuft weiter! Die meisten Hersteller geben eine 2 Jahres-Garantie, aber man kann ja gegen einen kleinen Obulus neuerdings die Garantiezeit verlängern. Ein durchschnittlicher Biker fährt in 2 Jahren ca. 15.000 km, eher weniger, Garantiezeit vorbei ! Wie lange müßte ein Motorrad wirklich laufen, um diese Strecke zu bewältigen ? 3 Monate, wenn man Zeit hat, kein Problem. Also in 3 Monaten 2 x „zum Service“! Eine Garantie, wenn man diese überhaupt bekommt, zahlt sich also nur bei den wenigen Vielfahrern aus, alles andere ist ein Geschenk für den Hersteller. Zum Thema High Tech: davon sind die neueren Motorräder ja vollgestopft, ABS, ESP, elektr. Fahrwerk – Gasgriff, usw. Das Motorrad fährt ja praktisch von selbst. Finde ich gut, jetzt braucht man halt sowas. In 10 Jahren hat das sowieso auch jeder Senioren- Rolli.
Eine OFFENBARUNG ist wie immer die Betriebsanleitung, entweder haben die Ingenieure der Motorradmarken sehr wenig Vertrauen in ihre High Tech Konstruktionen oder Sie glauben, der neue Besitzer hat „Null Ahnung“ ! Jedenfalls müssen sie uns Biker für sehr dumm halten, weil es ja ohne ihre Tipps und Vorschriften nicht möglich sein soll, ihr Motorrad zu fahren. Bei  meinem letzten Moped Bj. 2013 liest sich dieses Buch mit 144 Seiten in etwa so:
Gratulation und Dank für den Kauf unseres Produktes, ein europäisches Spitzenprodukt (irgendwo in Asien produziert….)! Weiters: es gibt das Symbol „Warnung“ 124 x – das kennzeichnet spezielle Anweisungen oder Verfahren deren Nichtbefolgung zu Verletzung oder Lebensgefahr führt. Das Symbol „Vorsicht“ 34 x – kennzeichnet das gleiche wie oben, wobei, wenn dies nicht streng befolgt wird, führt es außerdem auch noch zu Beschädigung oder Zerstörung der Ausrüstung usw.Da muß man sich ja nach dem Durchlesen der Betriebsanleitung ernstlich überlegen, ob man mit so einem gefährlichen Ding überhaupt fahren soll ! Das zum Thema Garantie und High Tech. Natürlich dient das alles nur zur Sicherheit des Motorradfahrers, eh klar ! Bestraft wird ja auch nur zur Sicherheit der Verkehrsteilnehmer. Sie wollen eben immer nur das Beste für uns. „Warnung“ also bitte immer mit beiden Händen den Lenker halten !! Sollte man sich dennoch einmal erdreisten, die Sitzbank abzunehmen und dann „Gott behüte“ die Batterie ausbauen, um sie über den Winter aufzuladen, könnte es ja sein, daß nach dem Wiedereinbau im Frühjahr das Motorrad nicht sauber läuft (Notprogramm – High Tech versagt). Also ab in die 50 km entfernte Werkstatt, Fehler auslesen, 5 Min. fertig. Eventuell noch eine kleine Standpauke vom Vertragshändler: „Was glaubst du, das darfst du nicht selber machen, die Elektronik, Garantieverlust usw.“. Was sagt man dann als Kunde, der viel Geld hingeblättert hat und weiterhin viele Euros für sein Hobby ausgeben wird.Nicht der Hersteller, sondern ich als Besitzer entscheide, was ich mit meinem Eigentum mache. Außerdem, wenn ein Motorrad heutzutage nicht halbwegs klaglos mindestens 100.000 km läuft, gehört so ein Bike sowieso auf den Schrotthaufen und der Hersteller sollte seine Ingenieure und Techniker in die Wüste schicken. Trotz all dieser Umstände freue ich mich auf die neue Saison 2014. Ich werde in den nächsten Jahren die „Million-km-Marke“ knacken ! Ich wünsche euch ein unfallfreies und genußvolles Motorrad-Jahr 2014, also in diesem Sinne…..

Gruß Ferdel